Dieser Text wurde uns freundlicherweise von Herrn Gregor Schmidt-Colberg zur Verfügung gestellt.
Bitte besuchen Sie auch seine Webseite www.flintenschuetze.de !

Drama Flintenschießausbildung


Flintenschießen kann man systematisch lernen. Im jagdlichen Ausbildungsbereich werden aber dabei immer wieder grobe Fehler gemacht 

Der Flintenschießschüler macht als Anfänger - wenn er Jagdscheinanwärter ist - den Fehler, darauf zu vertrauen, daß ihm die für die Prüfung notwendige Fertigkeit im Flintenschießen (weil so angekündigt) durch die Ausbilder seines Jagdkurses beigebracht wird. Dies trifft aber meistens nicht zu. In der Regel gehen die Ausbildungsvereine davon aus, daß sich die Schüler selbst um ihre Ausbildung kümmern. An den von Jagdvereinen organisierten Jungjägerschießterminen findet (obwohl Ausbildungsschießen genannt) bloßes Schießen statt - und leider keine Schießausbildung. Traditionelle örtliche Ausbildungsvereine verfügen nicht über die nötigen personellen Ressourcen, die über eine hierfür erforderliche Ausbildung verfügen. Dies gilt jedenfalls für das Flintenschießen. Leider fehlt es in vielen Fällen bei den Verantwortlichen an der Einsicht in Bezug auf diese Problemstellung. 


Folglich nehmen die Schüler in der Regel sehr spät (kurz vor der Prüfung) zur Kenntnis, daß sie für die Anforderungen der Jägerprüfung im Flintenschießen nicht genügend ausgebildet sind. Ebenso wird der Einfluß der Ausrüstung (passende Flinte und Schießjacke ) als Voraussetzung für einen zügigen Fortgang des Lernprozesses ignoriert. Hierbei ist auch von den meisten Büchsenmachern und Waffenhändlern nur ausnahmsweise zu erwarten, da diese zu oft mit Flinten nicht die erforderliche Erfahrung haben. Kulturbedingt bezieht sich bei uns die fachliche Ausrichtung des Handels und des Handwerks auf den Kugelschuß. Andererseits mögen die Schüler in Ausrüstungsfragen auf ihre Umgebung zu vertrauen. Zunächst in der Ausrüstung: Die Flinten des Onkels, Bruders, Ehemanns, Vaters haben hier schon unendliche Leidenswege eröffnet. Würden die Beteiligten sich einander auch die Schuhe ausleihen? Dann beim Schießen: Die halbwegs erfolgreichen Lokalmatadore verwirren die Anfänger mit gutgemeinten Tips. Sie haben aber keine Ahnung, wie sie einen Anfänger wirksam anleiten sollen. 


Ein weiterer Kardinalfehler ist folgender: Die Schüler wenden sich ernsthaft der Teilaufgabe des Flintenschießens erst zu, wenn die schriftlichen und mündlichen Prüfungen erfolgreich abgeschlossen wurden (sofern dieser Ablauf von den Landesprüfungsordnungen her möglich ist). Dies führt in der unmittelbaren Zeit vor den Prüfungen immer zu mit unnötigem Streß verbundenen Engpässen auf den dann hoffnungslos überfüllten Schießständen. Aber selbst in dieser Streßphase glauben die meisten selbst und ohne Anleitung zum Ziel zu gelangen. Denn von ihren Ausbildungsvereinen kommt das falsche Signal: ‚Ihr müßt viel Schießen gehen!’ Vor der Prüfung viel zu schießen ist aber für sich genommen - ohne vorheriger Vermittlung der Grundkenntnisse - keine Übung! Das Einbestellen eines ganzen Jagdkurses von bis zu 20 Teilnehmern zu einem Übungsschießen ist für die Teilnehmer eine sinnlose Zumutung und nichts anderes, als eine kollektive Munitionsvernichtungsaktion. Eine echte Konsistenz bzw. Verbesserung der Leistungen ist für die meisten Schützen so nicht erreichbar. Die vorhandenen Fehler werden nur unreflektiert weiter praktiziert - ja sogar gefestigt - und der Prüfungserfolg aufs Spiel gesetzt. Leider ist die nächste Konsequenz, daß die Prüflinge so auch für den Sport verdorben werden und als praktizierende Schützen für die Zukunft verloren sind, selbst wenn die Prüfung durch glückliche Umstände bestanden werden sollte. 


Die Regel für den Anfängerschützen sollte also sein: Möglichst früh während der Ausbildung mit dem Flintenschießen beginnen und sich das Grundwissen durch professionellen Lehrer (nicht Schützen!) beibringen Lassen Dann nach einem von diesem Lehrer aufgestellten Übungsplan üben. Ausrüstung sollte nicht einfach unreflektiert gekauft oder übernommen werden. 


Die meisten Schüler wollen übrigens das Flintenschießen nicht an sich erlernen, sondern Sie wollen mit Flinten schießen um den Jagdschein zu bestehen. Nach bestandener Jägerprüfung sind fast alle nicht mehr auf den Schießständen zu sehen. Kein Wunder, denn wer kehrt schon gerne an den Ort eines permanenten Debakels zurück, wenn er nicht mehr dazu gezwungen wird. Es muß deutlich gesagt werden: Viele Nachwuchsschützen werden durch die weitverbreitete Konzeptionslosigkeit im Ausbildungsbereich Flinte verprellt. 
Dabei entsprechen die Anforderungen der Jägerprüfungen im Flintenschießen nur zu einem geringen Prozentsatz den späteren jagdlichen Anforderungen. 
Um ein jagdlich wirklich einsetzbarer Flinten- und Bewegungsschütze zu werden, wäre weitere Auseinandersetzung mit dem Flintenschießen nach der Jägerprüfung dringend erforderlich. Die Schießvorschrift des Deutschen Jagdschutzverbandes formuliert entsprechend: ...Nach bestandener Jägerprüfung sind die Jäger gehalten, ihre Fertigkeiten mit dem Umgang der Waffe zu vervollkommnen, ihre Schießfertigkeiten zu überprüfen und zu steigern. Die Übungsschießen sollen das ganze Jahr über mit Schwerpunkt vor Beginn der Hauptjagdzeiten stattfinden... 


Eine effiziente Ausbildungsmethode führt dabei rascher zu einem besseren Erfolg als autodidaktisches Herumprobieren. Es ist dabei wohl eher eine deutsche Eignart sich beim Erlernen eines neuen Sports nicht eines Trainers zu bedienen; ganz im Gegensatz zu den angloamerikanischen Ländern, wo es beinahe für jede sportliche Tätigkeit schon in den Schulen auch einen entsprechenden Trainer gibt. 


Was sollte nun der nach Vervollkommnung strebende Jagdflintenschütze nach bestandener Jägerprüfung tun? Zunächst ist das Skeetschießen neben dem selten verfügbaren Parcours als Übung für das jagdvorbereitende Schießen mit der Flinte besonders geeignet. Die dortigen Ziele sind prinzipiell typischer um das Schießen mit der Flinte überhaupt zu erlernen. Das Trapschießen ist innerhalb des Flintenschießens eher als eine Spezialdisziplin anzusehen. Außerdem entsprechen Zielflugbilder beim Skeet viel eher der jagdlichen Realität als das Trapschießen. Zusätzlich lassen sich solche Stände auf einem wesentlich kleinerem Areal verwirklichen als die üblichen Jagd-/Trapstände. Die neuerdings geforderten Schrotfangvorrichtungen sind sparsamer zu errichten. Im Grunde ist jede Skeetanlage ein Kompakt -jagdparcours en minature, die beispielsweise mit einem Rollhasen kombiniert oder einer weiteren Wurfmaschine für Minitauben oder Segeltauben mit geringem Aufwand noch erheblich aufgewertet werden könnte. Daß dies nicht geschieht, ist aus ergebnisorientierter Ausbildungssicht eher unverständlich. Überall wird das jagdliche Trapschießen praktiziert und das Skeetschießen wird zu Unrecht verdrängt. Es lohnt sich aber für den Jagdschützen gerade diese Disziplin als Vorbereitung auf das Flintenschießen auf der Jagd zu betreiben. 
Der Schüler sollte sich auch hierfür seine Übung eine Grundeinweisung und einen Übungsplan von professioneller Seite holen. Danach verfahren und durchaus alleine üben. Dann aber den Übungsfortschritt von Zeit zu Zeit durch den Trainer überprüfen lassen.

Dieser Text wurde uns freundlicherweise von Herrn Gregor Schmidt-Colberg zur Verfügung gestellt.
Bitte besuchen Sie auch seine Webseite www.flintenschuetze.de !